Weitere Artikel von Sonja Laurèle Bauer
«Gott, die/der Du Mutter und Vater bist»
Thun • Sydney Gautschi studiert Theologie im letzten Mastersemester. Er amtierte bereits als Stellvertreter in der Reformierten Kirchgemeinde Thun.
«Frau und Mann: Erst in der Doppelung spiegeln sie Gott»
Worb/Rüfenacht • Stefan Wälchli ist Pfarrer in der reformierten Kirchgemeinde Worb. Selbst bezeichnet er sich in Bezug auf das Thema Gendern als «alten, weissen Mann». Gerade aber in Bezug auf das Bild der Kirche in Bezug auf Frauen und diverse Personen hat der Theologe und Autor einiges zu sagen…
«Frauen dürfen nicht nur mitgemeint sein!»
Thun • Sabina Ingold ist eine von fünf Pfarrerinnen der Kirchgemeinde Thun (insgesamt sind es sechs Pfarrpersonen). Seit zwölf Jahren ist die 39-Jährige im Amt.
Im Zweifelsfall für die Tiere
Rüfenacht | Annemarie Özdemir-Lüthi engagiert sich seit mehr als 34 Jahren für Strassentiere. In der Türkei konnte und kann sie, gemeinsam mit Tierärzten, zahlreiche Tiere vor Krankheit und Tod retten, indem sie diese kastrieren, impfen und vor qualvoll langem Leiden bewahren. Auch hier engagiert sie sich.
50 Bäume sollten gefällt werden – sie bleiben
Thun / Bonstettenpark | Dank der Einsprachen verschiedener Naturschutzorganisationen – darunter Helvetia Nostra der Fondation Franz Weber – können nun an die 50 Bäume im Bonstettenpark stehen bleiben. Wie kommt man überhaupt dazu, so viele fällen zu wollen? Und wie kam es zum neuen Entscheid?
Belpau: Im Naturschutzgebiet sollen Bäume gefällt werden
Belp | Die Burgergemeinde Belp plant im kommenden Winter eine grosse Baumfällaktion im Naturschutzgebiet Belpau. Im Auftrag der Fondation Franz Weber ist es Baumpflegespezialist Fabian Dietrich gelungen, eine grosse Esche zu retten – auf den Verzicht weiterer Fällungen geht die Waldeigentümerin nicht ein.
Kürzlich hörte ich jemanden sagen
Kürzlich hörte ich jemanden zu jemandem sagen, der sich gegen Gewalt an Tieren einsetzt: «Du musst Dich nicht wundern, wenn Du mal mit einer Heugabel erstochen wirst.» Ein klassischer Fall von bequemer Schuldverschiebung: Das Opfer trägt die Schuld. Wer das (Tier-) Leid nicht mehr erträgt, wird selbst zum Opfer, weil sie/er krank wird davon. Verursachten wir weniger Tierleid, würden manche Menschen nicht krank, sänken also auch die Krankenkassenkosten. Logisch, oder?! Ich esse keine Tiere. Muss ich es also ertragen, täglich hinter Viehwagen herzufahren, aus denen Kälberschnäuzchen schnuppern? Im Wissen, dass die Kälbchen in ein paar Stunden tot sein werden – vorher aber noch Angst haben müssen, Horror erleiden, weil sie den nahen Tod riechen, ahnen. Muss ich es ertragen, beim Wandern, während ich den Berg hinaufgehe, vom Stall unten im Tal eine Kuh heraufschreien zu hören, stundenlang, verzweifelt – weil man ihr gerade das Kalb weggenommen hat? Oder darf ich böse sein, auf meine Mitmenschen (manchmal auch auf mich selbst), weil sie zu inkonsequent und zu schwach sind? So sauer wie schlecht gewordene Milch? Die den Kälbern gehört, und nicht uns Menschen. Kann ich meinen Mitmenschen nicht ins Gesicht sagen: Trinkt Euren Kaffee auch mal mit Sojamilch, und kommt mir jetzt nicht damit, dafür werde der Urwald gerodet (der wird es für das Soja im Viehfutter). Wir leben in der reichen Schweiz – unser «Fussabdruck» ist immens. Wir leben in Frieden – doch unser Verhalten gegenüber anderen Wesen ist gewaltsam. Da reicht kein Verweis auf das vermeintlich beste Tierschutzgesetz der Welt. Niemand streichelt die Tiere zu Tode. Bevor Sie erzürnte Leserbriefe schreiben – halten Sie inne. Ich meine nicht Sie allein. Ich meine uns alle. Wir müssen uns nicht empören über die Meinung anderer, sondern über unsere Grausamkeit den Tieren gegenüber. Wir müssen unser eigenes Verhalten überdenken. So oft die «Noch»-lebende(n)-Tiere-Wagen in die Schlacht-
höfe fahren. Sonst hilft nichts. Auch kein schlechtes Gewissen.
Menschen haben es mit dem dualen Denken
Menschen haben es mit dem dualen Denken. Sie trennen Sinnliches und Noetisches (nur verstandesmässig Erkennbares), Natur und Technik, Materie und Geist, Gut und Böse usw.
Menschen hatten einst die Erkenntnis, dass ihr Bewusstsein polar angelegt ist. Sie erfahren Gegensätze wie Ich und Du, oben oder unten, innen oder aussen, weiblich oder männlich, Materie oder Geist, Himmel oder Hölle (obwohl sich die Erde irgendwo «dazwischen» dreht).
Menschen denken binär: Schwarz-Weiss (obwohl nicht nur Autos grau sind, sondern oft auch der Himmel). Sie schufen ein Ordnungssystem, bei dem nur zwei Möglichkeiten anerkannt werden und das Spektrum dazwischen ignoriert wird. Auch im Alltag denkt der Mensch zweiteilig. Hat der eine etwas gesagt oder getan, das der andere nicht goutiert, so ist der eine beim anderen abgeschrieben – ungeachtet seines Wesens, seiner breiten Persönlichkeit, seines sich verändernden Charakters.
Astrophysiker erkannten, dass jene physikalischen Gesetzmässigkeiten, die auf die Erde zutreffen, zum Beispiel in schwarzen Löchern nicht gelten. Man stelle sich vor, dass der Apfel, wenn man ihn losliesse, aufgrund der fehlenden Gravitation nicht nur nicht zu Boden fiele (wie im All), sondern dass es ihn seitlich wegzöge, wie eine Feder, die ein Staubsauger einsaugt. Oder dass die Hand leer wäre, weil es den Apfel bereits nicht mehr oder noch gar nicht gäbe. Irgendwo, gar nicht so viel Raumzeit von uns entfernt, kommen andere physikalische Gesetze zum Zug. Ob wir dies nun denken können oder nicht.
Menschen sind gefangen in der Polarität der Erde, der Dualität des Denkens, der Binarität der irdischen Kultur. Zwischen dem geistigen Denken und dem sinnlich-materiellen Spüren liegt irgendwo das Fühlen. Gelänge es ihm, das Unvorstellbare zuzulassen, könnte er die Ganzheit des Seins vielleicht fühlen. Was könnte sich so, zumindest im menschlichen Miteinander, alles angenehm verändern.