Kolumne • Der deutsche Arzt Michael Nehls schrieb in seinem Buch «Das erschöpfte Gehirn», dass das Verhalten unserer modernen Gesellschaft geprägt sei von sozialer Kälte und der Unfähigkeit, aus Fehlern zu lernen. «Menschen mit mangelnder Empathie fehlt die elementare Fähigkeit, sich das potenzielle Leid vorzustellen …» Und: «Ein schwaches Ich sucht das starke Wir.» Weil wir nicht mehr «artgerecht» leben, führt dies zu chronischer Erschöpfung, wodurch die Kapazität für das energieintensive System-II-Denken (bewusstes Nach-denken, kritische Reflexion) abnimmt. Gesellschaftlich betrachtet hat...
Dank dem Gesundheitspersonal
Kolumne • Man merkt bekanntlich erst, wie wertvoll etwas ist, wenn es fehlt. So beispielsweise die Gesundheit. Es trifft wohl jeden Menschen mal, dass er auf Hilfe angewiesen ist, um seine Gesundheit wiederherzustellen oder aufrechtzuerhalten. So ist es kürzlich mir selbst passiert: Eine Konsultation beim Hausarzt endete in einer Fahrt mit der Ambulanz direkt in die Intensivstation. Diagnose: Atypische, schwere Lungenentzündung. Ich rang nach Luft, jeder Atemzug wurde zu einem Überlebenskampf. Ich staunte dann doch, wie anpassungsfähig der Mensch ist. Man landet in einer fremden Welt,...
Kürzlich sass ich zu Hause
Kürzlich sass ich zu Hause und habe mich beim Blick durchs Zimmer gefragt, ob ich eigentlich noch einen Schreibtisch besitze, da ich nur noch dessen Beine sehen konnte. Die Tischfläche konnte ich unter all meinen Papierstapeln gar nicht mehr erkennen. Die Stapel waren zwar durchaus mal sortiert (Ablage, zu erledigen usw.), aber sie vermischten sich irgendwann zu einem einzigen Durcheinander.Manchmal scheint das Aufräumen und Ordnung halten wie ein endloses Labyrinth. Mir geht es oft so, dass ich zwar beginne – ich mache Häufchen und kategorisiere sie –, aber schnellverliere ich den...
Eine Aufzählung
Sich auf den Feierabend freuen; sich beim ersten Schnee im Jahr wie ein Kind fühlen; auf der Arbeit über nervigeMitarbeiter oder Kunden lästern; einen schönen Sonnenuntergang geniessen; den Wecker ignorieren; sich über ein Lob freuen; nach dem Unkrautjäten an Rückenschmerzen leiden; auf dem Sofa einschlafen; nach einer durchzechten Nacht beim Fast-Food-Restaurant des Vertrauens einen Burger essen oder zu Hause Pasta kochen; auf andere neidisch sein; eine Umarmung geniessen; über Missgeschicke anderer lachen; zu viel Geld für zu viel Unnötiges ausgeben; etwas zu häufig auf das Smartphone...
Grundversorgung ist Hauptversorgung
Wie es Connor Fuhrer ausdrückt: Grundversorgung ist Hauptversorgung. Denn ausser dass sie Gesundheitskosten spart, steigert sie die Lebensqualität jener,die sie brauchen. Und das werden wir, irgendwann in unserem Leben, alle sein. Dennoch liegt der Fokus nach wie vor nicht auf den Hausarztpraxen, die über 90 Prozent aller Gesundheitsprobleme behandeln können – und dies ohneFolgebehandlungen in Spitälern. Und dadurch nur acht Prozent der gesamten Kosten generieren! Die Gesundheitskosten, oder treffender Krankheitskosten, steigen und steigen. Die Politik findet keine befriedigenden...
Töten (im Krieg)
Töten (im Krieg) könne zur Sucht werden, sagt der Psychologe Thomas Elbert. Manch ein Mann – vor allem einer, der im Vorfeld selbst Angst, Verlust, Ohnmacht erlitten habe – akzeptiere erst den Aufruf/Befehl, jene zu töten, die er für die Verursacher des direkt oder indirekt empfunden Leids halte (Rache). Irgendwann stelle sich beim wiederholten Tötungsakt eine Art Befriedigung ein und schliesslich schütte das Gehirn dabei Dopamin aus (Belohnungssystem). Und wer süchtig sei, frage nicht mehr danach, wer seine Sucht befriedige, sprich: wen er töte. Vor allem junge Männer unter 30 Jahren...
Kürzlich hörte ich jemanden sagen
Kürzlich hörte ich jemanden zu jemandem sagen, der sich gegen Gewalt an Tieren einsetzt: «Du musst Dich nicht wundern, wenn Du mal mit einer Heugabel erstochen wirst.» Ein klassischer Fall von bequemer Schuldverschiebung: Das Opfer trägt die Schuld. Wer das (Tier-) Leid nicht mehr erträgt, wird selbst zum Opfer, weil sie/er krank wird davon. Verursachten wir weniger Tierleid, würden manche Menschen nicht krank, sänken also auch die Krankenkassenkosten. Logisch, oder?! Ich esse keine Tiere. Muss ich es also ertragen, täglich hinter Viehwagen herzufahren, aus denen Kälberschnäuzchen...