Skip to main content

-


Anzeige


«Gewalt kann alle treffen»

Thun | Hoher Besuch im Thuner Rathaus: Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider spricht an einer Podiumsveranstaltung über häusliche und sexualisierte Gewalt.

| Adrian Hauser | Gesellschaft
Gewalt kann alle treffen
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider spricht über häusliche und sexualisierte Gewalt. Foto: Adrian Hauser

2018 trat die Schweiz der Istanbul-Konvention bei. Diese hat zum Ziel, Gewalt an Frauen zu bekämpfen. Als ausgebildete Sozialarbeiterin und einst aktiv im ersten Gleichstellungsbüro der Schweiz ist Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider mit der Problematik vertraut. Der gemeinsame Kampf gegen die geschlechtsbezogene und häusliche Gewalt, so die Bundesrätin, sei absolut notwendig. «Die Konvention lebt – auch dank des Vertrauens, das die Opfer in sie haben», eröffnete sie ihre Ansprache und äusserte sich erfreut über die vielen anwesenden Männer. Das sei nicht immer so gewesen. Früher sei häusliche Gewalt als Frauen- und Familiensache abgetan worden. Dass es jetzt als gesellschaftliches Problem anerkannt worden sei, habe man auch der Istanbul-Konvention zu verdanken. «Häusliche Gewalt kann alle treffen», sagte sie. «Doch es ist eine Tatsache, dass eine Gruppe davon besonders oft betroffen ist: Frauen und Kinder.» Habe es früher geheissen, häusliche Gewalt sei ein Familienproblem, sei heute unbestritten, dass wir als Gesellschaft handeln müssten. Elisabeth Baume-Schneider betonte, wie wichtig es sei, dass staatliche und nichtstaatliche Stellen und Organisationen zum Schutz der Frauen zusammenarbeiteten, wie es seit dem Beitritt zur Istanbul-Konvention der Fall ist. Doch auch sie hielt fest: Die Anstrengungen müssten weiter intensiviert werden. Gute Gesetze allein genügten nicht. Bei der Istanbul-Konvention klemmt es teilweise noch an der Umsetzung. Dies wurde an der Podiumsdiskussion klar, an der Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider auftrat. Im Kanton Bern wie in der gesamten Schweiz muss noch viel getan werden. Dazu braucht es vor allem mehr finanzielle Ressourcen. Das bestätigte auch Anna-Béatrice Schmaltz, Leiterin der Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen» der feministischen Friedensorganisation cfd. Die Kampagne startet Mitte November und will eine breite Öffentlichkeit für das Thema sensibilisieren. Und das ist nötig. Oft zweifeln die Opfer an ihrer eigenen Wahrnehmung und finden nur schwer aus einer Gewaltsituation heraus. Davon berichtete eine Betroffene, die ein Netzwerk betroffener Frauen gegründet hat. Dort können sich die Frauen in einem sicheren Rahmen austauschen und unterstützen.


Ihre Meinung interessiert uns!


Verwandte Artikel


Mit vereinten Kräften gegen Gewalt

Podiumsdiskussion | In Thun diskutierten verschiedene Fachpersonen über häusliche Gewalt und die Umsetzung der Istanbul-Konvention.

«Opfer sind nie mitschuldig»

Interview | Anna-Béatrice Schmaltz leitet bei der feministischen Friedensorganisation cfd die Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen». Sie gibt Auskunft über die Kampagne und darüber, was geschlechtsspezifische, psychische Gewalt bedeutet.

Wiederkehrende Muster

Erlebnisbericht | Eine betroffene Frau erzählt, wie sie psychische und physische Gewalt in einer Beziehung erlebt hat. Oft verhalten sich die Täter nach einem bestimmten Muster, das bei allen ähnlich ist.
Frau

Einfach sein

Mensch und Tier | Pia Buob aus Steffisburg lebt mit ihren Tieren auf ihrem Lebenshof «Einfach sein» für Mensch und Tier in Heimisbach – und nimmt Menschen bei sich auf, denen es psychisch nicht gut geht (Carefarming). Aber auch die 100 Tiere dürfen bei ihr «einfach sein» und müssen niemandem...
| Sonja Laurèle Bauer | Gesellschaft
Schulzimmer

Alte Schule in neuen Zeiten

Inklusion | Anfang Sommer hat die FDP dargelegt, was sich in der Bildung auf Volksstufe ändern sollte. Ein Problem sieht sie unter anderem in inklusiven Klassen. Aktuelle Studien lassen Zweifel an den Änderungswünschen aufkommen.
| Thomas Abplanalp | Gesellschaft

Anzeige