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Warum Emojis an die Steinzeit erinnern

Geschichte | Die Schrift ist wohl eine der wichtigsten Kulturtechniken, die Menschen je erfunden haben. Sie übernahm eine ganz pragmatische Funktion.

| Thomas Abplanalp | Gesellschaft
Höhlenmensch
Lässt Zeiten verschmelzen: Schriftzeichen oder Bilder. Bild erstellt mit Microsoft Designer

 

Wann genau Menschen begonnen haben, Gedanken schriftlich oder anfänglich eher zeichnerisch festzuhalten, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Doch bereits in der Steinzeit bemalten, ritzten, meisselten oder gravierten Menschen mit unterschiedlichem Material unterschiedliche Oberflächen und Dinge. Dass Menschen bereits in der frühesten Epoche der Menschheitsgeschichte Gedanken quasi schriftlich fixierten, zeigt die Wichtigkeit der Schrift für das menschliche Zusammenleben. Und das mutmasslich bereits vor über einer Million Jahren. Texte helfen Menschen dabei, Erinnerungen und Wissen festzuhalten und damit die eigene Welt zu strukturieren. Das galt auch schon für Höhlenmalereien.

Excel-Tabelle in Stein gemeisselt

Etwas aufzuschreiben, drängte sich spätestens mit der steigenden Komplexität des menschlichen Lebens in der Gesellschaft auf. Ansonsten hätte beispielsweise die Gewissheit darüber gefehlt, wem was gehört oder was wie organisiert ist. So dienten Höhlen­malereien aus prähistorischen Zeiten möglicherweise nicht nur dekorativen oder kultischen Zwecken, sondern sie zeigten Besitzstände und Machtverhältnisse auf. Die romantisierte Vorstellung von Höhlenmalereien, die Geschichten erzählen, mag in gewissen Fällen zutreffen. Häufig entsprachen sie wohl eher einem Excel-Dokument, wie sie heute auf gefühlt jedem Bürocomputer zu finden sind. Die ursprüngliche Funktion der Schrift liegt somit in der Buchhaltung. Auf kleinen Steinchen, Plättchen oder Ähnlichem hielten die Menschen im Laufe der Zeit beispielsweise fest, wie viele Säcke Weizen ein Bauer einem Händler abgegeben hatte.

Vom Bild zum Ton

Die ältesten ägyptischen Hieroglyphen von vor 5000 Jahren verfügten über keine lautliche Qualität. Erst als im Laufe der Zeit Informationen schneller übermittelt werden sollten, erhielten schriftliche Zeichen eine lautliche Zuordnung. Ein Bild in Stein oder auf ein Lehmtäfelchen zu meisseln, dauerte schlichtweg zu lange. Dementsprechend gewannen die Schriftzeichen an Komplexität und Genauigkeit. Diese Zeichen liessen sich schneller anfertigen und etablierten sich rasch. Die Situation lässt sich mit der steigenden Beliebtheit aufgenommener Sprachnachrichten in Messenger­diensten heute vergleichen. Etwas ins Smartphone zu sprechen, dauert deutlich weniger lange, als eine Nachricht mühselig einzutippen. Wichtig ist zu betonen, dass Schriftzeichen nicht an nur einem Ort entstanden, sondern in verschiedenen Ausprägungen auf der Welt in verschiedenen Hochkulturen zu finden waren.
Mit dieser Entwicklung veränderten sich die Hieroglyphen, und verschiedene Zeichen- bzw. Schriftsysteme entstanden. Bildzeichen genügten nicht mehr, um regionenübergreifenden Handel zu treiben. Im Grossen und Ganzen verschwanden die bildlichen Figuren zugunsten abstrakterer Zeichen. So gesehen passierte dasselbe wie heute in Chatverläufen mit Emojis, nur umgekehrt. Irgendwann fanden die Schriftzeichen dann ihren Weg auf Papyrus. Seinen Ursprung hat Papier übrigens in China. Vor rund 2000 Jahren fertigte ein Würdenträger des chinesischen Kaiserhofs Papier aus Stofffetzen, Fischernetzen oder Baumrinden an. Später diente Stärke als Leim, um sehr feine Papiersorten herstellen zu können.

Das Alphabet

Das Alphabet entstand 1500 vor Christus an der heutigen syrischen Küste. Verschiedene regionale Schriftarten verschmolzen ineinander. Aus diesem Prozess entstand das Alphabet. Dieses hat sich je nach Ort und Kultur auf eine andere Weise weiterentwickelt. Man denke hierbei an das griechische oder lateinische Alphabet.
Dass Menschen das Alphabet erfanden, hängt mit einer einfachen Erkenntnis zusammen: Sprache ist ein System, das aus nur wenigen Lauten besteht. Diese Laute können aber in unendlicher Vielfalt zusammengesetzt werden. Zum Beispiel genügen 26 Buchstaben, um in der deutschen Sprache alle Wörter bilden zu können. Diese Komplexität macht Sprache zu einer faszinierenden Angelegenheit.
Die Phönizier setzten das Alphabet in die Reihenfolge, die wir kennen. Benannt ist das Alphabet nach den ersten Buchstaben «aleph» und «beth». Im Phönizischen bedeuten die beiden Wörter «Rind» und «Haus».




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