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Schule stresst Schülerinnen und Schüler stark

Jugend | Viele Jugendliche setzen sich wegen der Schule unter Druck. Die Pädagogische Hochschule Bern legt bei der Ausbildung von Lehrpersonen ein besonderes Augenmerk auf diesen Umstand.

| Thomas Abplanalp | Gesellschaft

Eine Befragung des Blauen Kreuzes Bern-Solothurn-Freiburg (BK) zeigt, welche Faktoren Jugendliche am meisten unter Druck setzen. Zwischen Januar und Ende Juni 2024 befragte das BK Schülerinnen und Schüler verschiedener Oberstufenklassen im Rahmen von Präventions-Workshops. Über 800 Jugendliche gaben anonym Rückmeldung. 

Schule und Zeitdruck

In der Umfrage konnten die Teilnehmenden mehrere Antwortmöglichkeiten ankreuzen. Bei der Frage, was in ihrem Leben zu Stress führe, zeigte sich Folgendes: 

Mit 66 Prozent stellt die Schule den grössten Stressfaktor dar, gefolgt vom Zeitdruck mit 44 Prozent. Aber auch die ungewisse Zukunft (30 Prozent), gestresste Eltern (22 Prozent) und Hobbys (12 Prozent) belasten die jungen Leute. Lediglich 18 Prozent gaben an, sich nicht gestresst zu fühlen. Dabei fühlen sich Mädchen tendenziell gestresster als Jungen. 

«Es erstaunt uns, dass junge Menschen offenbar bereits so viel Stress in ihrem Leben erleben», sagt Markus Wildermuth vom BK. «Sehr unschön ist, dass fast einen Drittel der Jugendlichen die Zukunft stresst.» Dabei sollten sich seiner Ansicht nach gerade auch Kinder und Jugendliche mit positiven gesellschaftlichen Entwicklungen auseinandersetzen. «Die Frage muss sein, in welcher Welt wir leben möchten», so Wildermuth.

Eine Herausforderung für Lehrpersonen

In Anbetracht dessen, dass sich viele Jugendliche wegen der Schule stressen, stellt sich die Frage, wie Lehrpersonen diesem Stressempfinden ihrer Schülerinnen und Schüler entgegenwirken können. 

Doris Ittner und Nadia Jaggi sind Dozentinnen für Erziehungswissenschaft am Institut Sekundarstufe I an der Pädagogischen Hochschule Bern (PH). Ihrer Ansicht nach ist es für Lehrpersonen der Oberstufe essenziell, fundiertes Wissen über die Entwicklung von Jugendlichen zu besitzen und dieses Wissen in der pädagogischen Praxis anzuwenden. «Lehrpersonen müssen die Bedürfnisse der Jugendlichen erkennen und darauf eingehen können, um ein positives und lernförderliches Klassenklima zu schaffen, in welchem sich alle wohl- und respektiert fühlen», so die beiden Dozentinnen. 

Konkret biete die PH Veranstaltungen zu entwicklungspsychologischen Themen und zur Förderung der psychischen Gesundheit an, Module zu den Themen Resilienzförderung, Stressbewältigung und Zukunftsplanung sollen Lehrpersonen helfen. Auch die Kooperation im Kollegium und die Förderung eines positiven Schulklimas stünden auf dem Programm. Schliesslich wisse man aus der Forschung, dass die kon-struktive Zusammenarbeit im Kollegium ein wichtiger Schutzfaktor im Umgang mit Stress sei. Kurzum: «Wir verfolgen insgesamt einen ganzheitlichen Ansatz», sagen Ittner und Jaggi. 

Individuell und kontextbezogen

Den Lehrpersonen und Schulleitungen allgemeine Tipps zur psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu geben, sei schwierig, sagt Monika Baumann vom Zentrum für Professionalitäts- und Laufbahnentwicklung am Institut für Weiterbildung und Dienstleistungen der PHBern. «Die Anliegen sind häufig individuell und kontextbezogen.» Zudem gehe es um die Klärung der Verantwortung, um adäquate Unterstützungsangebote und allenfalls auch um die Zusammenarbeit mit Fachstellen. Lehrpersonen und Schulleitungen könnten sich aber jederzeit durch Fachpersonen der PHBern persönlich beraten und begleiten lassen. Auch unterstütze die PHBern Lehrpersonen und Schulleitungen mit verschiedenen Weiterbildungen zur Gesundheit von Schülerinnen und Schülern, zum Beispiel mit dem neuen CAS «Psychische Gesundheit in der Schule fördern».


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