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Missstände und Verstösse aufdecken

WALD • «Health and Forest» ist ein junger Verein, der aus Menschen besteht, die sich um die Gesundheit des Waldes sorgen – und um die Gesundheit des Menschen, die durch eine exzessive Waldnutzung bedroht ist. Dabei will man mit Fakten Aufklärungsarbeit leisten.
| Adrian Hauser | Gesellschaft
Frau
Claudia Zenhäuser setzt sich für den Erhalt unserer Wälder ein. Bild: Adrian Hauser

Auf Initiative verschiedener Personen, die sich um die Gesundheit der Menschen und unserer Wälder sorgen, wurde kürzlich der Verein «Health and Forest» gegründet. Dahinter stehen verschiedene Fachleute aus den Bereichen Medizin, Luftqualität, Forstwirtschaft, Waldökologie, Baumschutz, Biologie und Botanik. Der Verein versteht sich als eine Art Kompetenzzentrum, wenn es um die Gesundheit, den Wald und die Waldnutzung geht. Der Ansatz ist klar: Der Wald soll besser geschützt werden, zudem und vor allem will man auf Gefahren der Waldnutzung wie beispielsweise die entstehenden Emissionen bei der Holzverbrennung hinweisen. «Wir sind ein Vorstandsverein, bestehend aus zurzeit acht Personen», sagt Claudia Zenhäusern, die den Verein gegen aussen vertritt. Sie lebt in Worb und stammt aus einer Walliser Familie von Waldbesitzern, die stets von der Land- und Forstwirtschaft lebte. Dabei wurde ihr vor Augen geführt, dass eine nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes möglich ist. Sie selbst hat denn auch einen starken Bezug zur Natur und zum Wald. Sie ist eine aktive Sportlerin und hält sich dadurch viel im Wald und in der Natur auf. Ein Schlüsselerlebnis hatte sie, als plötzlich «ihr Wald» weg war, in dem sie sich gerne aufhielt. «Es wurde abgeholzt und alle 20 Schritte befand sich eine Schneise», berichtet sie. Sie begann zu recherchieren, zu hinterfragen und stellte fest, dass es eine Diskrepanz gibt zwischen dem, was von offizieller Stelle gesagt wird, und dem, was letztendlich getan wurde. Der Verein will denn auch Missstände und Verstösse im Zusammenhang mit der Waldnutzung aufdecken. Dabei will man sich auf nachweisbare Fakten stützen.

Schädlicher Feinstaub

Eines der Hauptthemen sind die Gefahren für die Gesundheit der Menschen, die mit der Holzverbrennung entstehen. Claudia Zenhäusern verweist dabei auf Angaben des deutschen Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Dieses stellt klar, dass Heizen mit Holz entgegen der weitverbreiteten Meinung nicht klimaneutral sei. Denn Holzverbrennung produziere schädliche Feinstaubemissionen, schädliches CO2 oder Methan. Gemäss dem Bundesministerium sind die CO2-Emissionen bei der Holzverbrennung sogar noch höher als bei der Verbrennung von fossilen Energieträgern wie Kohle oder Gas. Claudia Zenhäusern verweist darauf, dass verschiedene Fernwärmesysteme mit Holzschnitzeln beheizt werden. Der dabei entstehende Feinstaub hat Auswirkungen auf die Menschen, indem er beispielsweise unter anderem das Risiko, an Demenz zu erkranken, erhöht. Auch dies lässt sich belegen. Eine Gruppe von Forschern der Universitätsklinik Bonn hat dazu kürzlich eine Studie veröffentlicht, die das belegt. Fazit: Menschen, die in einer Umgebung mit viel Feinstaub in der Luft leben, wiesen in den Untersuchungen eine längere kognitive Verarbeitungszeit auf als Menschen, die weniger Feinstaub einatmen. Grundsätzlich sind die Schadstoffe, die bei der Holzverbrennung emittiert werden, trotz Filtern die gesundheitsschädlichsten.

Zum Mitdenken anregen

Daneben stehen bei «Health and Forest» noch viele weitere Themen auf der Agenda. Man hat unverhältnismässige Waldrodungen ebenso im Blick wie dadurch verursachte Schäden für Natur und Mensch. Um darauf aufmerksam zu machen, führt der Verein Korrespondenz mit Behörden und äussert sich öffentlich in den Medien. Missstände werden auf der entsprechenden Website fotografisch dokumentiert und damit auch denunziert. Gemäss Angaben auf der Website werden Naturereignisse immer häufiger durch eine «exzessive Waldbewirtschaftung» verursacht, zudem gehen durch den Einsatz von schweren Forstmaschinen die Böden kaputt, weil sie zu sehr verdichtet werden. 

Nebst dem Kontakt mit Behörden will «Health and Forest» die Öffentlichkeit sensibilisieren und zum Mitdenken anregen. Unter der Rubrik «Ihre Geschichte» ist auf der Website eine Art Forum aufgeschaltet, in dem alle Interessierten ihre persönlichen Beobachtungen kundtun können. Denn, so die Prämisse: Um Missstände aufzudecken, muss man kein Experte oder keine Expertin sein. Tatsächlich befinden sich bereits die ersten Beiträge im Forum. Daneben bietet die Website die Möglichkeit, sich zu unterschiedlichen Themen in Bezug auf die Gesundheit und den Wald zu informieren. Man will, dass sich die Leute aufgrund der bereitgestellten Informationen selbst eine Meinung bilden. Behörden und Waldbesitzende informieren gemäss Claudia Zenhäusern oft einseitig, widersprüchlich und in ihrem Eigeninteresse. «Health and Forest» will als Kontrapunkt dazu Aufklärungsarbeit leisten, sich mit anderen Fachorganisationen vernetzen und verschiedene Fakten aus nationalen und internationalen Studien ungeschönt auf den Tisch legen. 


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