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«Der Gemeinderat muss geschlossen auftreten»

Belp | Das Belper Forum lud erstmals sechs Gemeinderatskandidatinnen und -kandidaten aufs Podium des Restaurants Kreuz ein. Dadurch hatte die Belper Bevölkerung die Möglichkeit zu erfahren, wer die Neuen sind – auch als Menschen, über ihre politischen Statements hinaus. 

| Sonja Laurèle Bauer | Politik
Podium
Die Kanditatinnen und Kanditaten für den Gemeinderat Belp in einem Vorstellungsgespräch im Kreuz (von links): Thomas Walther, SVP; Doris Zuckschwert, SP; Mia Willener, Mitte; Moderatorin Laura Meier; Organisator und Mitgründer des Belper Forums, Christof Ramseier; Diana Schmid, GLP; Rebekka Schaller, Grüne; Willy Minnig, FDP. Bild: Sonja L. Bauer

Gegründet wurde der Verein Belper Forum (siehe Bericht vom 24. April) von der Belperin Barbara Mani und den Belpern Urs Walthert, Philipp Zingg und Christof Ramseier. Zum ersten Mal in der Geschichte Belps werden sechs neue Gemeinderats-Kandidatinnen und -kandidaten aufs Podium eingeladen. Quintessenz der spannenden Politstunde, die von der versierten Journalistin und Politologin Laura Meier moderiert wird: Die sechs Parteivertretenden treten geschlossen und harmonisch auf. Die Ziele sind ähnlich. Davon kann Belp nur profitieren und mit geballtem Wissen und viel neuer Energie in die Zukunft marschieren. 

Wer sie sind 

Sie sind vom Belper Forum angefragt worden – und sie kommen: Thomas Walther (SVP), Doris Zuckschwert (SP), Mia Willener (Mitte), Diana Schmid (GLP), Rebekka Schaller (Grüne) und Willy Minnig (FDP). Im Publikum des Aaresaals des Restaurants Kreuz sitzen 70 interessierte Belper Bürgerinnen und Bürger, die sich in Bezug auf die Gemeinderatswahlen im Herbst informieren wollen – und zwar persönlich. 

Trotz unterschiedlicher Meinungen jene Bereiche betreffend, die Belp seit einiger Zeit beschäftigen, sind sich die sechs einig: Ohne Engagement läuft nichts. Aber auch nicht ohne das gemeinsame «an einem Strick ziehen». 

Willy Minnig ist Vater und Gross­vater und Ur-Belper. Durch seine Pensionierung finde er die Zeit, Belp etwas zurückzugeben, so der FDP-ler. «Ich möchte Jung und Alt verbinden.» Rebekka Schaller liegt das Schulhausprojekt am Herzen. Sie engagiere sich vor allem für Bildung und Soziales sowie für Umweltfragen, so die Grüne. Diana Schmid ist eine junge Mutter, arbeitet bei der Post und lebt seit acht Jahren in Belp. «Mir sind die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und die dafür nötigen Angebote ein Anliegen. Die Infrastruktur dafür muss vorhanden sein», sagt die GLP-Frau. Mia Willener lebte in verschiedenen Gemeinden, bevor sie zurück ins Elternhaus nach Belp kam. Die Mitte-Politikerin will den Spagat zwischen Vergangenheit und Zukunft wagen und in Zukunft Bausünden wie das «Hochhaus» vermeiden. Doris Zuckschwert lebt seit fast 40 Jahren in Belp, als Grossmutter, Mutter, pensionierte Lehrerin. Die SP-lerin will sich für Bildung, Infrastruktur, Familienplanung und Ortsplanung einsetzen. Er sei Ur-Belper, so Thomas Walther, SVP. Er habe auch noch keinen politischen Leistungsausweis, so der verheiratete Meisterbauer, «aber Lösungen suchen kann ich trotzdem». Denn das sei es, was ihn motiviere, im Gemeinderat mitzumischen. «Ich stehe mitten im Leben.» 

Was sie wollen

Auf die Frage von Meier, welche Möglichkeit es gebe, sich zu engagieren, sagt Minnig, es sei wichtig, sich in Vereinen zu betätigen. «Das Vereinsleben treibt die Jugend an.» Mehrere Kandidatinnen und Kandidaten auf dem Podium nicken: «Wir müssen die Jugendlichen überzeugen, sich wieder mehr einzubringen, damit sie lernen, Verantwortung zu übernehmen», so Minnig. Und was kann man tun, um die jungen Menschen für Politik zu begeistern? Zuckschwert: «Politik muss ein Thema sein. Schon in der Schule.» Gerade die Gemeindepolitik werde viel zu selten angesprochen. Willener bestätigt dies: «Der Zugang zur Politik muss besser erklärt werden.» Schaller ist der Meinung, dass man Anlässe und Angebote so auf die Jugend zuschneiden müsse, «dass diese sich angesprochen fühle. Beziehungen sollen gepflegt werden.» 

Schmid bricht eine Lanze für die Digitalisierung. «Durch sie kann man einiges zum Positiven verändern.» Ist das wirklich so? «Ja, man hat Gestaltungsmöglichkeiten, kann dadurch in einer Kommission oder Arbeitsgruppe mitmachen, was man sonst vielleicht als junger Mensch nicht tun würde.» 

Meier: «Wie aber kann man Menschen vermitteln, dass es Spass macht und wichtig ist, mitzumischen, den Kontakt mit den Gemeindevertreterinnen und -vertretern zu suchen?» Zu dieser Frage äussern sich die Teilnehmenden unisono: «Wir müssen nach aussen geschlossen auftreten. Unsere Ausstrahlung muss kompakt und zielgerichtet sein.» Zuckschwert: «Auch wenn Menschen unterschiedliche Meinungen haben, dürfen sie einander nicht ins Wort fallen. Ein Gemeinderat muss vertrauenswürdig sein. So ist diese Tätigkeit attraktiv.» Walther: «Information ist alles. Man muss mit der Bevölkerung das Gespräch suchen.» Schmid: «Ja, und der Gemeinderat soll ein offenes Ohr für die Anliegen der Bevölkerung haben. Soll zuhören, auch der Jugend. Dieser Punkt wurde in den vergangenen Jahren vernachlässigt.» Schaller: «Der Weg von der Bevölkerung zum Gemeinderat soll kurz sein, direkt.» Auf Meiers Frage, ob sich Belp in eine gute Richtung bewege, sagt Schaller, sie sehe einen positiven Wandel. Doch die Kommunikation müsse sich verbessern. «Das haben wir in Bezug auf das Schulhausprojekt gesehen.» Da sei nicht selten an der Bevölkerung vorbei politisiert worden. Trotzdem: «Wir sollten einfach mal vorwärts machen.» 

Zuckschwert legt den Fokus auf die fehlenden Wohnungen im Zentrum. «Viele, die im Riedli leben, möchten im Zentrum wohnen. Gleichzeitig würden Aussenquartiere für Familien frei». Minnig ist der Meinung, dass Belp stagniere. «Wir sind zwar ein Dorf, aber die Infrastruktur litt in den vergangenen Jahren. Wir müssen das Gemeinschaftsgefühl stärken.» Ob die Stagnation ein Problem des politischen Kompromisses sei, wirft Meier in die Runde: «Was bremst Belp?» 

Schaller spricht sich für ein Dorfzentrum ums Restaurant Kreuz herum aus. «Wir müssen auch an jene Menschen denken, die nicht mehr so mobil sind.» Schmid möchte für ihre und andere Kinder attraktivere Spielplätze, «Grossvater» Minnig bestätigt dies. Walther: «Man kann aber nicht einfach nur wünschen. Belp soll auch ein attraktiver Wirtschaftsstandort sein.» 

Willener: «Man könnte Geld sparen, wenn der Verkehr reduziert wird.» Belp habe das Verkehrsproblem gut im Griff. «Wie viele Ampeln gibt es hier? Eben: Sehr wenige – das ist eine Leistung.» Schmid spricht den öffentlichen Verkehr an, plädiert für die älteren Menschen, die darauf angewiesen sind. 

Weitere Themen sind die Lebensqualität, die wunderbare Natur, das Nah­erholungsgebiet; aber auch das verdichtete Wohnen, neue Velowege und die Badi. 

Was sie in Kauf nehmen

Dass sich der Steuerfuss erhöhen müsse, darin sind sich alle einig. «Er ist seit Jahren tief, irgendwann ändert das halt», so der Tenor. «Wir haben Nachholbedarf in der Projektverwirklichung.» Aber auch: «Wir müssen prüfen, welche Anliegen wir zuerst anpacken.» «Wir müssen das Nötige vom Wünschenswerten unterscheiden, damit die Kosten nicht explodieren.» Auch das Gespräch mit den Nachbargemeinden zu suchen, sei ein Ansatz. Quintessenz des Abends: «Es ist wichtig, dass die Einwohnerinnen und Einwohner von Belp wissen, dass ihre Anliegen ernst genommen werden, dass sie sich einbringen können, wenn sie das Gespräch suchen.» Davon sei Gebrauch zu machen, auch wenn es Aufwand bedeute. Und ja, Belp müsse investieren, sonst gehe «das Geld verloren». Belp sei ein attraktiver Wirtschaftsstandort, nun solle es auch ein attraktiverer Bildungsstandort werden. Egal worin: «Wichtig ist, dass die Beteiligten einbezogen werden.» 

Grosse Themen sind auch die Kleinkinderbetreuung und die Tagesschule, vor allem während der Ferienzeit. Hier sind sich die Podiums-Teilnehmenden nicht einig, und auch im Publikum wird gemurmelt. Dass hier Handlungsbedarf besteht, scheint klar. Doch auch, dass dieses Team imstande ist, gemeinsam Lösungen zu finden. 

Schmid: «Wir haben hier eine hohe Lebensqualität: Hier grüsst man einander noch.» Alle sind sich einig, dass es ein Privileg sei, in Belp zu leben: «Wir haben Aare, Giesse, Belpberg, Längenberg.» Nur ein Problem scheint sich an diesem Abend nicht lösen zu lassen. Nicht in Belp und nicht generell – wie man mehr junge Menschen in die Politik bringt, bleibt wohl überall noch länger ein Geheimnis …

www.belperforum.ch


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