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Das bewegte Leben der MS Oberhofen

Thunersee-SchiffFahrt | Die MS Oberhofen, die Ende der 30er-Jahre gebaut wurde, hat viel hinter sich: Das Schiff verkehrte zuerst auf dem Zürichsee, kam dann nach Thun, von dort nach Amsterdam und wieder zurück. Ab Ende August soll das Schiff in neuem Glanz erstrahlen.

| Adrian Hauser | Gesellschaft
MS Oberhöfen
Die MS Oberhofen auf dem Trockenen: Werft der BLS in Thun. Fotos: Adrian Hauser

 «Für ein solches Projekt braucht es viel Herzblut, viel persönliches Engagement und viel ehrenamtliche Arbeit», sagt Philipp Deriaz, Verwaltungsratspräsident der Berner Oberland Charterschiff AG. Ohne Freiwilligenarbeit sei das Projekt bisher gar nicht finanzierbar gewesen und nur so könne ein erfolgreicher Start der neuen Aktiengesellschaft gewährleistet werden. «Die Sache muss bei einem solchen Start vor dem Profit stehen», erklärte Phi-
lipp Deriaz weiter. So hätten verschiedene Akteure wie beispielsweise die BLS oder die Stadt Thun Wesentliches zum Projekt beigetragen. Besonders ohne die BLS, die unter anderem ihre Werft in Thun zur Verfügung stellte, wäre die Rettung der MS Oberhofen nicht möglich gewesen. Das Schiff befindet sich zurzeit in der Werft und wird umfassend restauriert. Damit wird ein Stück regionale Geschichte für die Nachwelt erhalten.

Bewegte Geschichte

Die MS Oberhofen wurde 1938/39 ursprünglich für die Landesausstellung in Zürich gebaut. Sie wurde für den Pendelverkehr auf dem Zürichsee zwischen dem rechten und dem linken Seeufer eingesetzt. Nach der Landesausstellung wurde das Schiff von der BLS für den Betrieb auf dem Thunersee gekauft und auf den Namen «Oberhofen» getauft. Gleichzeitig wurden bauliche Änderungen vorgenommen. Das bisher seitlich offene Deck wurde zu einer Kajüte ausgebaut und mit einer Heizung wintertauglich gemacht. 1999 wurden dann verschiedene Schiffe auf dem Thunersee ausgemustert. Im Rahmen dieser Ak­tion kam das Schiff nach Amsterdam, wo es von einer Privatperson gekauft wurde. 2013 wurde es im Internet zum Verkauf angeboten, wodurch es wieder zurück nach Thun kam. Das Schiff wurde von Kurt und Ursula Matter aus Oberhofen gekauft, die es der BLS-Flotte übergaben. 2021 wurde der geschichtsträchtige Kahn in das Inventar der geschützten Kulturgüter des Kantons Bern eingetragen. Damit ist die MS Oberhofen das einzige Motorschiff in der Schweiz, das in den Kulturgüterschutz aufgenommen wurde. Zu seinen technischen Besonderheiten gehört der hydraulisch verstellbare Propeller. Bei gleichbleibender Motordrehzahl kann durch stufenloses Verstellen des Neigungswinkels der Propellerflügel der Schub des Schiffes von voraus auf zurück, von schnell auf langsam oder stopp gestellt werden. Die Manöver sind auf diese Weise präziser und vor allem maschinenschonender als die der zurzeit üblichen starren Propeller.

In neuem Glanz

Bis Ende 2021 war die MS Oberhofen für private Extrafahrten im Einsatz. Als die BLS Schifffahrt zu einer Tochtergesellschaft der BLS wurde, die wirtschaftliche Ziele erreichen muss, wurde die Flotte verkleinert und dieser Verkleinerung fiel wiederum die MS Oberhofen zum Opfer. Die BLS gab das Schiff zurück an Kurt und Ursula Matter, stellte aber eine Anlegestelle zur Verfügung. Die Interessengemeinschaft MS Oberhofen hat sich darum bemüht, dass das Schiff auf dem Thunersee bleibt und weiterhin für Charterfahrten zur Verfügung steht. 

Im Jahre 2023 gründeten Philipp Deriaz und Marco Berger – beide aktiv in der Lokalpolitik – schliesslich die Berner Oberland Charterschiff AG, in deren Besitz sich die MS Oberhofen inzwischen befindet. Damit wollen die beiden das geschichtsträchtige Schiff weiterhin am Leben erhalten und für Charterausflüge zur Verfügung stellen. Bevor es ab September aber so weit ist, musste noch Diverses instand gesetzt werden. So war beispielsweise das Dach undicht und die Böden waren in einem schlechten Zustand. Bei der Instandsetzung achtet man darauf, dass möglichst viel der ursprünglichen Struktur erhalten bleibt. Am 31. August ist ein grosses Einweihungsfest geplant, bei dem die MS Oberhofen in neuem Glanz erscheinen wird, und bereits einen Tag später wird sie wieder auf dem Thunersee herum­tuckern.


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