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Wir Menschen haben ein wunderbares Talent

Wir Menschen haben ein wunderbares Talent dafür, uns in Angelegenheiten anderer einzumischen, uns eine Meinung über Dinge zu bilden, die uns nichts angehen oder über die wir gar nicht die ganze Geschichte kennen.

Aber in jenen Situationen, in denen Einmischen wichtig wäre, dann, wenn beispielsweise jemand belästigt oder beleidigt wird, tun wir in vielen Fällen nichts. Wir reagieren nicht, weil es uns unangenehm ist, weil wir nichts mit dem (potenziellen) Konflikt zu tun haben oder wir keinen Fehler machen wollen, wir Angst haben, oder weil es zu gefährlich ist. Es ist nicht einfach, Zivil­courage zu zeigen, und dann noch so, dass das Eingreifen hilft – und nicht die ganze Situation zum Eskalieren bringt.

Wenn man im Nachhinein solche Vor­fälle mitbekommt, bei denen niemand eingegriffen hat, denkt man doch meistens: Wie kann man da einfach nur zuschauen – oder eben wegsehen?

Ist man selbst in so einer Situation, fehlen einem manchmal Aufmerksamkeit, Mut oder Idee, um zu handeln und den Betroffenen zu helfen. Oft hofft man, jemand anderes reagiere, damit man selbst nicht muss. Doch wenn das jeder denkt, passiert nichts.

Von den Opfern, die beispielsweise gemobbt, rassistisch oder homophob beleidigt oder sexuell belästigt wurden, oder die Gewalt erfahren haben, hört man oft, das Schlimmste sei gewesen, dass niemand reagiert habe.

Zivilcourage ist die Fähigkeit, in schwierigen oder gefährlichen Situationen mutig und entschlossen zu handeln, um anderen zu helfen oder Unrechtes aufzuklären. Zivilcourage bedeutet, für die eigenen Überzeugungen einzustehen und sich für das Wohl anderer einzu­setzen, auch wenn es unangenehm oder riskant sein kann.

Wenn man nicht selbst eingreifen kann oder will – egal aus welchen Gründen –, sollte man wenigstens jemanden verständigen. Egal ob dies eine Aufsichtsperson oder der Tramchauffeur ist, oder direkt die Polizei. Dies ist unsere Pflicht.