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Auch das gehört zur Demokratie

Auch das gehört zur Demokratie: Ein einzelner Stimmbürger oder eine einzelne Stimmbürgerin kann durch eine Beschwerde beim Regierungsstatthalteramt eine ganze Gemeinde lahmlegen. Dies, wenn das Budget angefochten wird. Denn ohne Budget ist eine Gemeinde nicht handlungsfähig. Projekte müssen aufgeschoben werden, weil kein Geld dafür zur Verfügung steht. Denn ein Budget ist ein hoch strate­gisches Instrument. Ist es nicht rechtskräftig, steht die Gemeinde vor einer scheinbar unlösbaren Situation.

Die deutsche Sprache kennt zwei Bilder, um einen solchen Zustand zu beschreiben: den gordischen Knoten und das Ei des Kolumbus. Bei beiden Bildern geht es darum, dass die Lösung eines scheinbar unlösbaren Problems denkbar ­einfach ist. Wenigstens wenn man es pragmatisch angeht.

Als gordische Knoten bezeichnet man gemäss einer griechischen Sage kunstvoll ineinander verknotete Seile. Sie verbanden die Deichsel des Streitwagens des Königs Gordios untrennbar mit dem Zugjoch. Ein Orakel prohezeite, dass derjenige die Herrschaft über Asien ­erringen werde, der den Gordischen Knoten lösen könne. Viele kluge Köpfe scheiterten am Problem. Bis Alexander der Grosse den Knoten einfach mit ­seinem Schwert durchtrennte.

Die Sage um das Ei des Kolumbus entstand, als diesem vorgeworfen wurde, es sei einfach gewesen, die neue Welt zu entdecken. Kolumbus forderte die Anwesenden dazu auf, ein Ei auf seine Spitze zu stellen. Viele versuchten es, doch keinem gelang es. Kolumbus nahm das Ei, schlug auf dem Tisch dessen Spitze ein und siehe da: Es stand.

Doch was bedeutet das für unsere Gemeinden? Zu einer Demokratie gehört der Dialog. Ein Gespräch kann dazu ­führen, dass eine Beschwerde zurück­gezogen wird. Ebenfalls zur Demokratie gehören Reglemente. Hält sich eine ­Behörde daran, wird sie auch nicht über Verfahrensfehler stolpern. Egal, wie laut jemand schreit.